Heilbronn – Eigentlich sind Autos auf der Buga verboten. Beim Aktionstag zur E-Mobilität durften Teilnehmer der „Wave Trophy“ in ihren Elektrowagen ausnahmsweise aufs Gelände fahren. Der Verein Elektromobilität Heilbronn-Franken will mit solchen Aktionstagen den Umstieg voranbringen.
Von Carsten Friese
Als die Elektroautos der bundesweiten Wave-Trophy am Mittwochnachmittag mit rund 50 Minuten Verspätung langsam aufs Buga-Gelände an der Sparkassenbühne fahren, sind sie für Besucher ein Blickfang.
Unter dem Titel „Mobilität der Zukunft“ hat der Verein Elektromobilität Heilbronn-Franken zu Aktionstagen mit vielen Informationen eingeladen. Und die Fahrer der 1600 Kilometer langen Trophy mit Start in Dortmund, die auf der Buga Station machen, geben über ihren Tesla, Fiat, Audi, VW, Hyundai, BMW oder eine umgebaute Citroën-Ente von
1956 bereitwillig Auskunft.
Leistungsstarke Ladestation für daheim
In Kurzvorträgen haben Redner zuvor das Thema E-Mobilität beleuchtet, der der 2017 gegründete Verein zum Durchbruch verhelfen will. Die Entwicklung der Fahrzeuge „vollzieht sich immer schneller“, sagt Vereinspräsident Thomas Peter Müller. Es gebe viele Ängste bei Bürgern, zum Beispiel beim Ladevorgang. Mittlerweile könne man sich zu Hause eine nur 30 bis 40 Zentimeter breite Station installieren lassen für maximal 1000 Euro, an der man in einer Stunde Energie laden könne, „die man auf 100 Kilometer verbraucht“. Das wüssten die meisten nicht.
Müller nennt es einen Traum, wenn das Zweitauto für kurze Strecken durch ein elektrisches Auto ersetzt würde. Mit der Stadt Heilbronn sei man in guter Zusammenarbeit, nach 50 öffentlichen Ladepunkten 75 weitere Ladesäulen einzurichten. 85 Mitglieder hat der Verein mittlerweile, darunter ein Drittel Kommunen und Firmen.
Hochschulprofessor fordert mehr Recycling von alten E-Batterien
Professor Andreas Daberkow, Vereinsvorstand und Dozent der Hochschule Heilbronn, hatte den schweren Part, auf Kritik an hohen Umweltbelastungen beim Abbau der Rohstoffe für E-Batterien einzugehen. Er verwies auf negative Umweltfolgen auch bei der Ölgewinnung für Benzin, forderte gleichzeitig höhere Standards bei der E-Produktion ein. Kobalt, Nickel, seltene Erden sind Problemfälle.
Beim Aufbau „zertifizierter Lieferketten“ mit ethischen Kriterien sei einiges „im Fluss“. Man müsse das Batterie-Recycling viel stärker voranbringen und Alternativen zu problematischen Rohstoffen verbessern. Dass Altbatterien in Afrika auf Metallhalden landen, „kann es nicht sein“.
Wichtiger Baustein, um die Energiewende voranzubringen
Zwei Elektromobilisten des Vereins trugen im Duett ihre Erfahrungen mit den eigenen Elektro-Autos vor. Nach drei Jahren und 70 000 Kilometern sei die Batteriekapazität noch bei 98 Prozent, versicherte Reinhard Stiefel. Dieter Leipold verwies auf rund 300 Kilometer Reichweite im Sommer bei genutzter Klimaanlage und rund 240 Kilometer im Winter bei voller Heizung. „E-Mobilität wird nicht die Welt retten“, sagte Reinhard Stiefel. Sie sei aber ein wichtiger Baustein, „um die Energiewende voranzubringen“.
Vereinspräsident Müller ist gleichzeitig Geschäftsführer der Zeag Engineering GmbH, der Stromversorger Zeag ist bei dem Verein wie Stadt Heilbronn und Landratsamt, Handwerkskammer sowie Industrie- und Handelskammer mit im Boot. Das E-Carsharing, seit Mai über die Zeag im Angebot, will der Verein weiter vorantreiben. Für Müller ist es eine positive Vision, wenn Familien ein zweites Auto in Zukunft nicht mehr als Benziner besitzen, sondern als E-Auto bei Bedarf mieten würden.
Die Akzeptanz für E-Mobilität steige. Man sei derzeit „auf einer Rampe zum Durchbruch“, ist Müller überzeugt – für ihn ein wichtiger Beitrag, um die für das Klima belastenden CO2-Emissionen zu senken.
Alternative Wasserstoff-Antrieb
Zum Thema Brennstoffzellen und Wasserstoff als Autoantrieb sagte Jürgen Jablonski (Audi AG) am Aktionstag, man sei bei der Technik auf einem guten Weg. Wasserstoff sei überall verfügbar, man könne ihn zum Beispiel über vorhandene Erdgasleitungen transportieren. Tanken sei einfacher als beim Diesel oder Benziner. Audi werde etwa um das Jahr 2025 Produktkosten anbieten, „die man heute gewohnt ist von Hybrid-Fahrzeugen“. Das Ziel sei ein Einsatz in Pkw, Bussen, Trucks. Die ersten Fahrzeuge „fahren schon auf Testgeländen“.
(Quelle: Heilbronner Stimme.de)