Nostalgie trifft Moderne oder was hat Holz mit Elektrizität gemeinsam ?
Da Segelflugzeuge über keinen eigenen Antrieb verfügen, benötigen Sie aufgrund ihrer motorlosen Bauweise eine Starthilfe. Dies geschieht in den allermeisten Fällen durch den Start an einer Seilwinde oder hinter einem Motorflugzeug. Dadurch wird das Segelflugzeug auf eine gewisse Ausgangshöhe gebracht , bevor es dann selbständig weiterfliegen kann.
In den Anfangsjahren des Segelfluges gab es noch weitere Startarten, welche heute nur noch selten durchgeführt werden. Der Schwerpunkt der Ausbildung lag dabei in erster Linie auf dem effektiven und kostengünstigen Erlernen und Üben von Start und Landung. Eine dieser kaum noch praktizierten Startarten ist der Start mithilfe eines Kraftfahrzeuges in Fachkreisen als Autoschlepp bekannt. Besonders geeignet erweist sich hierzu unser Schulgleiter SG 38 Konstruktionsjahr 1938, bis auf wenige Metallteile ganz aus Holz hergestellt. Hierbei wird das Flugzeug über ein ca. 100m langes Schleppseil mit einer speziellen Vorrichtung mit dem Schleppfahrzeug verbunden.
Beim Schlepp mit einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor entstand durch den Ruck beim Hochschalten des Getriebes besonders in der Anfangsphase manchmal ein schwer zu beherrschender Zustand.
Als zufriedener und stolzer E-Auto Besitzer kam ich (Reinhard Stiefel – Eppingen) mit seinem Partner Mario Selss (Fürstenfeldbruck) auf die Idee, den Autoschlepp mit einem Kia Soul EV zu wagen.
Bei den insgesamt 5 Schlepps kamen die Vorteile des Elektroantriebes voll zur Geltung. Die starke und gleichmäßige Beschleunigung bis zum Abheben des Flugzeuges ergab für den Piloten ein äußerst angenehmes Gefühl. Mit einer Geschwindigkeit von 75 km/h konnten Höhen von ca. 50m problemlos erreicht werden. Kurz vor Ende der Asphaltpiste hat dann der Pilot die Schleppverbindung über die an Flugzeug vorhandene Kupplung gelöst und ist wie vorgesehen auf der Graspiste gelandet. Bei diesen 5 Starts verringerte sich die am E-Auto angezeigte Restreichweite um rund 30km. Abzüglich von 5 km die für das Zurückfahren an die Startstelle konnten wir einen Energieverbrauch von Netto 4 Kilowattstunden rechnerisch ermitteln. Unter den neugierigen Blicken etlicher Zuschauer konnte ein weiterer Beweis zur Effektivität und der daraus resultierenden Alltagstauglichkeit von E-Autos erbracht werden.
Ebenfalls mit Interesse verfolgten die Studenten der Akademischen Fliegergruppen Deutschlands unsere Versuche, welche gerade ihr alljährliches Sommertreffen in Aalen-Elchingen abhielten,
Mit dem Betrieb und den Erhalt alter Segelflugzeuge kümmern sich im Traditionsland des Segelfluges einige Vereine bzw. Gruppierungen. Zu Ihnen gehören auch Mario Selss als Besitzer von 5 Segelflug-Oldtimern mit seinem Partner Reinhard Stiefel.
Zusammen mit einigen Helfern sind sie mit ihren Oldtimervorführungen auf Flugtagen in Deutschland und Österreich stets eine Bereicherung. Weitere Vorführungen mit dem Elektrofahrzeug werden folgen auch um für mehr Akzeptanz in der Öffentlichkeit zu werben.
Interessenten können uns nach gerne in Aalen-Elchingen besuchen. Ein Mitflug in einem unserer Doppelsitzerflugzeuge Kranich III Baujahr 1953 bzw. Musger MG 19 Baujahr 1954 sowie Slingsby T21 Baujahr 1959 ist gegen geringe Unkostenbeteiligung möglich.
http://www.oldtimersegelflug-marioselss.de
Technische Daten meines KIA Soul EV :
- Akkukapazität 27 kWh
- Leistung 81 kW/110 PS
- Drehmoment 285 Nm
- Beschleunigung 0-100km/h 11 Sec.
- Reichweite Sommer/Winter 180/150 km
- Baujahr 2016
- Gefahrene Km 24.000
Der Beitrag wurde von unserem Mitglied Reinhard Stiefel verfasst!
Alle Bilder stammen von Peter M.Dresen Aalen und Reinhard Stiefel Eppingen